Ankern

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Was ist ankern?

Habt Ihr schon mal vom Pavlovschen Reflex gehört? Damit bezeichnet man einen sogenannt ?konditionierten Reflex?, welcher vom russischen Arzt und Verhaltensforscher Iwan Petrovitsch Pavlov im Rahmen seines mittlerweile weltberühmten Experiments mit dem ?Pavlovschen Hund? entdeckt wurde. Pawlow stellte fest, dass die Speichelsekretion eines Hundes nicht erst mit dem Fressvorgang beginnt, sondern bereits beim Anblick und dem Geruch der Nahrung. Der Kern seinen Experimentes beinhaltete nun folgendes: Er gab einem Hund zu essen und läutete gleichzeitig eine Glocke. Der Hund sah und roch das Essen und begann zu sabbern. Gleichzeitig vernahm er das Glockengebimmel. Nachdem er ein paar Mal mit dem Glockengeläute sein Essen gekriegt hatte (und dabei sein Speichelfluss provoziert wurde), läutete Pavlov nur noch die Glocke und verzichtete auf das Essen. Und siehe da, der Hund begann zu sabbern. Durch die Kombination des Fütterns mit dem Glockengeläute hatte Pavlow im Hund einen konditionierten Reflex geschaffen, welcher in diesem Fall den Speichelfluss durch Glockengeläute stimulierte, obwohl das normalerweise nur bei visueller, olfaktorischer oder gustatorischer Wahrnehmung von Fleisch passiert.

Ich nehme an, Ihr ahnt es schon. Natürlich kann man diesen Pavlovschen Reflex bzw. die zugrunde liegenden Mechanismen auch im zwischenmenschlichen Bereich, besonders in der seduction einsetzen. Die entsprechenden Techniken stammen aus dem NLP und werden hier ?ankern? genannt.

Das Ankern macht sich den Umstand zu nutze, dass die oben beschriebene Konditionierung von Reflexen beim Menschen bedeutend einfacher erreicht werden kann als beim Hund ? für das Erlernen eines neuen Reflexes genügt oftmals eine einmalige Schaltung. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass der Mensch meist über mehrere Repräsentationssysteme wahrnimmt und umsetzt und zeigt schön auf, dass unser Körper und unser Bewusstsein zwei Teile eines einzigen Systems sind. Die Teile sind unzertrennlich miteinander verbunden. Alle Informationen, die uns über die Sinnesorgane erreichen (was wir sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen) werden in einem einzigen System verarbeitet. Also kann es reichen, Musik zu hören, die Du in der Vergangenheit gehört hast, um in Deinem Kopf ein komplettes Bild vom fraglichen Moment entstehen und Dich fühlen zu lassen, was Du damals gefühlt hast. Alle Elemente sind so miteinander verbunden, dass nur eines genügt, um sich an die Situation in allen Einzelheiten zu erinnern.

Wenn wir nun bei uns oder bei anderen bewusst und gewollt ein neues, leicht zu wiederholendes Element (visueller, auditiver, kinästhetischer, olfaktorischer oder gustatorischer Art) so in die Wahrnehmung einer Situation einfliessen lassen, dass es damit verknüpft wird, können wir nachher mit der Aktivierung dieses Elements die ganze Situation wieder heraufbeschwören. Dieses Element heißt ?Anker?. Es fixiert unsere Erlebnisse und Wahrnehmungen in einem speziellen Moment und ist für unsere Zwecke Gold wert!

Die richtige Technik

Damit das Ganze auch richtig funktioniert, gibt es ein paar wichtige Punkte:

1. Bei der Aktivierung des Ankers muss man sie auf der EXAKT GLEICHEN Stelle und mit der EXAKT GLEICHEN Stärke und Intensität berühren, wie beim ersten Mal. Deshalb ist es klug, die ?Knöchel?, also die Körperteile zu ankern, an der man später den korrekten Punkt wiederfinden kann: Ellenbogen, Handknöchel und Finger, Knie, Schultern, Schulterblätter... Man kann auch das Ohrläppchen kneifen ? hier ist die Gefahr danebenzugreifen ebenfalls gering.

2. Die Ankerung ist am effektivsten, wenn sie unmittelbar vor dem Moment durchgeführt wird, in dem die Gefühle ihren Höhepunkt erreichen. Es ist deshalb auch hier wichtig, das Mädel genau zu beobachten. Wenn die Emotionen an Intensität verlieren (oder auch kurz davor) sollte man den Anker loslassen. Wenn es die Gelegenheit erlaubt, kann man den Anker ?stabilisieren?, indem man ihn mehrmals auf dieselbe Stelle setzt.

3. Je weniger sie von Deinen Absichten weiß, desto wirkungsvoller wird der Anker sein.

Obwohl Anker in anderen Wahrnehmungssystemen ebenfalls sehr effektiv nutzbar sind, sind diese schwieriger umzusetzen. Grade Anfänger können hier überfordert sein. Immerhin verbindet aber ein vordergründig rein kinästhetischer Anker in sich oft die Ankerung in drei Systemen:
-kinästhetisch (fühlen)
-visuell (der Mensch sieht, wie du ihm die Hand vorstreckst etc.)
-auditiv (vernimmt die Bewegung, das Geräusch der Kleidung, wenn du ihm die Hand gibst etc.)

Und: mit dem kinästhetischen Anker kannst du sicher sein, dass die Person deine Berührung gefühlt hat, während der auditive Anker überhört und der visuelle übersehen werden kann, z.B. wenn die Person gerade in dem Augenblick geblinzelt hat oder nicht konzentriert war...

Und jetzt: Ab in die Praxis! Viel Spass!